Wo viele hinrennen, ist nicht immer der beste Weg

Wo viele hinrennen, ist nicht immer der beste Weg

Ein altes Sprichwort sagt: „Wo viele hinrennen, ist nicht immer der beste Weg.“

Es gibt sie ja zuhauf, die großen Mainstream-Weisheitslehrer/innen und ich gestehe, an ihnen habe mich eine kurze Zeit orientiert. Warum? Weil ich mich fragte, warum rasen da so viele Menschen hin und ich habe meine kleineren Kreise von Teilnehmer/innen. Weißt du, was mich erweckt hat, es war tatsächlich meine Frisörin. Als sie mir nämlich erzählte, sie ginge auch zu einem der Riesenveranstaltungs-Gurus, war es, als würde das Universum mir einen Eiswasserkübel drüber schütten. Nichts, gegen meine Frisörin, doch wirkliche Spiritualität gibt es da nicht. Von da an habe ich beobachtet – das alte chinesische schrullige Sprichwort: „Wo viele hinrennen, ist nicht immer der beste Weg.“

Wirkliche Spiritualität lebende sind wenige. Ob ich es bin oder andere spirituelle Lehrer/innen, bei uns sind nicht die Massen. 

Stellen wir uns vor, das Leben sei ein gigantisches Musikfestival, und alle tanzen begeistert zu demselben Beat. Da stehst du nun, mitten in der Masse, die sich im kollektiven Rhythmus wiegt. Aber halt, was wäre, wenn du dich entscheidest, nicht nur mit den Füßen zu wippen.
Hier liegt die wahre Herausforderung und gleichzeitig der verborgene Schatz des Lebens.

Du könntest dich fragen: „Wieso sollte ich gegen den Strom schwimmen? Das klingt nach unnötiger Anstrengung.“ Nun ja, vielleicht liegt gerade in dieser Anstrengung der Zauber. Der Mut, sich von der Masse zu lösen und den einsamen Pfad der Selbstbestimmung zu wählen, ist wie der Espresso am Morgen – es braucht eine Prise Entschlossenheit, um richtig wach zu werden.

Warum folgen so viele bereitwillig dem allgemeinen Strom?

Die Antwort mag tiefer liegen, als es auf den ersten Blick scheint. Inmitten dieser schimmernden Illusionen verstecken sich Menschen, die sich vor der Konfrontation mit ihrer eigenen Existenz fürchten und lieber im Schatten der Masse verschwinden.

Schauen wir uns dieses Phänomen genauer an. Die Masse bietet oft eine bequeme Decke der Anonymität, in der sich die Einzelnen vor der Verantwortung für ihre eigenen Gedanken und Entscheidungen verstecken können. Es ist leichter, mit dem Strom zu schwimmen, als bewusst gegen den Strom zu paddeln und die Individualität zu entdecken. 

Ein Gedankenexperiment: Stell dir vor, das Leben sei ein riesiges Theaterstück, und die Bühne wäre die Bühne der Gesellschaft. Viele spielen die vordefinierten Rollen, die von der kollektiven Erwartung und der Erwartung ihres Gegenübers (Partner; Eltern; Kinder usw.) festgelegt wurden, und verbergen sich dabei hinter den Kulissen, um nicht zu zeigen, wer sie wirklich sind. Sie tanzen nach den vorgegebenen Schritten, ohne sich die Mühe zu machen, ihren eigenen Tanz zu choreografieren.

Warum geschieht das? Aus Angst vor der eigenen Authentizität. Die Masse bietet einen Schutzwall, der es vermeidet, sich den eigenen Unsicherheiten und inneren Konflikten zu stellen. Es ist leichter, sich in der Uniformität zu verlieren und die eigene Individualität zugunsten eines scheinbar sicheren Platzes im Kollektiv aufzugeben. Für mich eine der gruseligsten Vorstellungen.

Deshalb ist meine Gattung kein Mainstream

In einem spirituellen Aufbruch sind die Menschen besonders hilfreich, die ihre inneren Programmierungen bereits erkannt haben. Sie besitzen die Fähigkeit, die Muster in deinem Inneren zu durchschauen. Doch das Vertrauen in diesen Prozess zu gewinnen, mitten in deinen eigenen Strukturen, ist keine leichte Aufgabe. Es ist ein Weg der Selbstentdeckung, der den Mut erfordert, sich den eigenen Mustern und Strukturen zu stellen. Doch er ist auch der Weg zur Befreiung von alten Mustern und zur Entfaltung deines wahren Potenzials. Diesem Prozess geben sich die wenigsten hin. Er kann auch nur gelingen, wenn ein Mensch sich dafür öffnet. Da fühlen sie lieber Edelsteine oder stürzen sich in angebliche Wochenendtransformationen und Massenmeditationen.

Doch was, wenn das wahre Abenteuer des Lebens darin besteht, sich selbst zu entdecken? Hier betreten wir das Reich der bewussten Selbstreflexion und persönlichen Verantwortung. Das Bewusstsein zu erweitern bedeutet, die Maske der Anonymität abzulegen und die eigene Einzigartigkeit zu umarmen.

Es gibt eine Ironie in der Flucht vor der eigenen Individualität: In dem Versuch, sich vor sich selbst zu verstecken, geht die wahre Essenz verloren. Die Reise zu einem tieferen Bewusstsein erfordert den Mut, sich selbst zu begegnen, die eigenen Gedanken zu prüfen und bewusste Entscheidungen zu treffen.

Deine eigene Melodie spielen

Diejenigen, die bereit sind, bewusst gegen den Strom zu schwimmen, könnten feststellen, dass die Schönheit des Lebens in der Individualität liegt. Es ist wie ein bunter Regenbogen, der nur dann erscheint, wenn die Sonne durch die Wolken bricht. Diese Sonne repräsentiert das bewusste Selbst, das die Dunkelheit der Massenbewegung durchdringt.

In der Comedy-Show des Lebens, in der wir die Hauptdarsteller sind, gibt es Raum für jene, die den Mut haben, ihre eigene Geschichte zu schreiben. Es ist an der Zeit, die Schatten der Anonymität abzuschütteln und im Rampenlicht der eigenen Einzigartigkeit zu stehen.