Versuche nicht, dich im Wald zurechtzufinden, solange es dunkel ist
Eine Reise durch die Schatten des Unbewussten
Kennst du das Gefühl, im Wald zu stehen – Dunkelheit um dich herum, und du versuchst, den Weg nach draußen zu finden? Mir ist das schon öfter mit meinen Hunden passiert, wir sind einfach kreuz und quer im Wald herumstreunen. In solchen Momenten spürst du, wie sich die Orientierung verflüchtigt, wie du um jede Wurzel herumtappst und das Knacken der Äste dir schnell das Herz in die Hose jagt, besonders wenn es schon ziemlich dunkel ist.
Der Wald ist dabei nur ein Bild für das innere Chaos, das wir erleben, wenn wir versuchen, das Unbewusste zu begreifen, ohne es je wirklich zu erhellen. Wie können wir uns auch darauf einlassen, den Wald des Unbewussten zu erforschen – und zwar nicht wie jemand, der sich verirrt hat, sondern wie jemand, der die Taschenlampe anknipst und damit den Mut aufbringt, die Dunkelheit zu durchdringen?
Die Dunkelheit als Wegweiser anerkennen
Erst einmal ist es wichtig, die Dunkelheit überhaupt zu sehen und zu akzeptieren, anstatt sie ständig zu verdrängen. Du versuchst vielleicht oft, so zu tun, als wäre dein innerer Wald gar nicht so dunkel. Doch im Erscheinen deiner Schatten verlierst du genau das, was dir eigentlich helfen könnte, dich selbst besser zu verstehen. Dunkelheit ist kein Feind; Sie ist einfach die Abwesenheit von Licht. Wenn du das verinnerlichst, hörst du auf, vor ihr wegzulaufen und kannst anfangen, neugierig zu werden: Was verbirgt sich in meinen Schatten? Was liegt tief in mir, das ich noch nicht angeschaut habe?
Eine Teilnehmerin meiner letzten 24 Tage „Durch das Nadelöhr“ konnte erkennen, dass hinter einem Schatten die tolle Kreativität, Freude und Hingabe zu tanzen verborgen war. Der Schatten hatte ihre tollen Anlagen durch die Worte der Eltern verdunkelt, dass man in einer Kirche nicht tanzen darf.
Ins Dunkle und Ungewisse einzutauchen, ist wie in einem witzigen Horrorfilm, in dem die Protagonisten sich entschließen, in den Keller zu gehen, um „herauszufinden, was da knarrt.“ Wir wissen alle, dass das eine vollkommen absurde Idee ist, oder? Aber das ist der Punkt: Nur im scheinbaren Wahnsinn, uns der Dunkelheit zu stellen, können wir Licht hineinbringen.
Deine Kompassnadel ohne innere Ausrichtung
Wir Menschen sind oft so darauf bedacht, im Außen nach Orientierung zu suchen, dass wir ganz vergessen, dass unser innerer Kompass durch die innere Welt genährt wird. Die dunklen Stellen in unserem Wald – alte Ängste, tief sitzende Glaubensmuster oder Gefühle von Schuld und Scham – zeigen uns genau die Stellen, an denen wir uns verlaufen haben. Solange wir uns in der Dunkelheit im Kreis drehen, erkennen wir nicht, dass wir ohne eine innere Klärung weder nach Norden noch nach Süden finden werden.
Wenn du dich auch im Dunkeln wiederfindest, versuchst du, nicht gleich hektisch nach einem Ausweg zu suchen. Atme erst einmal tief durch und erinnere dich daran, dass die Dunkelheit kein Fehler ist, sondern ein Moment, in dem du bis jetzt nicht genug gesehen hast. Um bei meiner tapferen Teilnehmerin zu bleiben, wer sagt denn, dass Gott es nicht mag, dass wir in der Kirche tanzen? Wäre auf jeden Fall ehrlicher als diese Scheinheiligkeit, die viele tagtäglich leben und in einer Kirche auf einmal ganz demütig tun.
Vielleicht braucht es genau diese Ruhepause, um deinen inneren Kompass wieder in Einklang zu bringen. Manchmal ist die Lösung nämlich gar nicht, den Wald sofort zu verlassen, sondern zu lernen, in der Dunkelheit präsent zu sein.
Die Bäume als Hinweise: Was haben sie dir zu sagen?
Hast du jemals daran gedacht, dass jeder Baum in deinem inneren Wald eine Geschichte erzählt? Vielleicht steht der alte, knorrige Baum links für ein längst vergangenes Erlebnis, das du immer noch mit dir herumträgst. Oder der tief verwurzelte Baum in der Mitte symbolisiert ein altes Glaubensmuster, das dich behindert, deinen Weg klar zu sehen.
Oft ist es so, dass wir vor den Symbolen unserer Vergangenheit zurückschrecken. Doch wenn wir lernen, uns ihnen zuzuwenden, können wir auf einmal erkennen, dass jedes Hindernis auch ein Wegweiser ist. Es erinnert mich an die alte Weisheit, dass jede Narbe, jeder Schmerz und jedes Gefühl, das wir lange verdrängt haben, einen versteckten Hinweis auf unser eigentliches Wesen enthält.
Die Bäume, die du in deiner inneren Dunkelheit siehst, sind wie alte Bekannte, die dich daran erinnern, was du einst erlebt hast und wofür du nun die Verantwortung übernehmen darfst. Und ja, manchmal sind sie verdammt gruselig – doch wenn du die Taschenlampe in der Hand nimmst und genau hinsiehst, wirst du feststellen, dass nichts in deinem inneren Wald wirklich feindlich ist. Es sind Erinnerungen, Hoffnungen, alte Verletzungen, die alle auf dich warten, damit du ihnen endlich Raum gibst.
Die Macht deiner inneren Taschenlampe
Eine Taschenlampe im Wald zu haben, kann die ganze Erfahrung verändern, klar, heutzutage geht auch dein Handy. Doch was, wenn du in deinem inneren Wald unterwegs bist? Was ist dann die Taschenlampe? Ganz einfach: Bewusstsein.
Dein Bewusstsein leuchtet auf alles, was bisher im Verborgenen lag. Je mehr du dir bewusst wirst, was dich eigentlich so verwirrt, desto heller wird der Wald. Plötzlich erkennst du: „Ach, der vermeintlich Furcht einflößende Schatten dort hinten ist nur ein alter, verstaubter Glaubenssatz.“ Oder: „Dieser riesige Baum ist die Angst vor dem Scheitern, die mich seit Jahren begleitet.“ Indem du dir dessen bewusst wirst, löst sich das Verwirrende auf.
Wie bei einem schlechten Geisterhaus: Die Dinge, die dich im Dunkeln erschrecken, ihre Schrecken verlieren, sobald du Licht auf sie wirfst. Die Taschenlampe ermöglicht dir, hinter den Kulissen deine eigenen Schatten zu schauen und zu verstehen, dass der Wald nur so beängstigend wirkt, weil du nicht hinsiehst.
Der Humor der Dunkelheit
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