Ziel hin oder her
Ja, manche meiner Teilnehmer/innen, rollen immer noch mit den Augen, wenn ich über Ziele spreche. Ja, immer noch sind Ziele wichtig, denn dadurch entsteht unser Fokus
und Fokus ist wie ein Lichtstrahl oder ein Spot. Dadurch bündelt sich Energie auf ein Vorhaben usw.
Tja, nur nicht jeder findet Ziele erotisch oder sexy. Manche machen es, weil man es halt so macht und fast überall lesen und hören kann (obwohl man es nicht mehr hören kann) und „große erfolgreiche Menschen“ darauf pochen. Denn ohne Ziel, kein Erfolg und ohne Erfolg kein Geld usw.
Ja, ich gestehe, ich finde auch das Ziele wichtig sind. Denn wenn du an einen fremden Ort musst, dann gibst du ja auch ein Ziel in dein Navigerät ein oder du kaufst ein Ticket für Zug oder Flieger, wo genau offensichtlich wird, wo du hinwillst, oder? Also, ich finde sie deshalb wichtig, weil ein Ziel uns eine Richtung vorgibt.
Doch es gibt einen wichtigen Punkt, der alles damit ins wanken bringt. Der macht jedoch ganz explizit den Unterschied aus. Wir Menschen sind ALLE unterschiedlich.
Möööööö, wirst du dir denken, dass weiß ich doch! Ja, dass glaube ich dir, doch mal ganz ehrlich, wie oft vergisst du es oder auch ich? Wir vergessen es genau zu den Zeitpunkten, wo wir
uns fragen: „Warum ist jetzt der XY so erfolgreich und ich nicht? Warum hat die soviel Kohle und ich nicht?
Tja, es ist ebenso, wenn ich für mich Strategien einsetze, die nicht für passen, dann funzt es eben auch nicht. Also wird es sinnvoller sein, seine Strategie zu hinterfragen und nicht warum der andere was hat, was ich auch will, nur eben nicht rankommen, obwohl ich doch alles genauso nachmache.
Es ist wichtig, in dem Augenblick sich bewusst zu werden, nicht ICH bin falsch oder nicht richtig, sondern die Art und Weise wie ich mein Ziel angehe und deswegen keine Ergebnisse bekomme.
Deswegen ist es eben immer wichtig, erst mal zu wissen, wer bin ich denn, wie ticke ich und was brauche ich?
Ich bin z.B. ein prozessorientierter Mensch, das bedeutet, für mich ist immer der Weg das Ziel, dass Ziel an sich eher unwichtig. Denn wenn ich am Ziel war, war dieses Ziel für mich oft gar nicht mehr wichtig. In meiner Jugend (ja lang ist es her) war mein Ziel in meiner Handballzeit, deutscher Meister mit meiner Mannschaft zu werden. Ich trainierte für mich wie eine Blöde (ich kann es echt nicht anders ausdrücken) auch außerhalb der offiziellen Trainingszeiten. Auf dem Weg zu diesem Titel, war es mir einfach wichtiger die Zeit zu nutzen bestimmte Techniken zu verfeinern, meine Kondition zu stärken und für jeden kleinen Erfolg habe ich mich schon sehr gefreut. Als prozessorientierter Mensch genießt du eher jeden Schritt. Dur siehst damit, wie sich durch jede Handlung und durch jeden Schritt, dein Weg vor dir entfaltet und weiter eröffnet. Du setzt klare Schritte, Step by Step. Du merkst, es macht dir sehr viel Spaß etwas zu erschaffen und wenn du es erreicht hast, dann ist es auf einmal langweilig? Ja, genauso ging es mir. Wir wurden damals Vieze deutscher Meister, ok. Super und ich bin aus dem Verein raus. Es war mit egal ob erster oder zweiter, es war für mich nicht wichtig, ich aber tatsächlich sieben Tore geworfen im entsprechenden Spiel, ich wusste, ich war sehr gut gewesen und that`s it!
Es ist völlig in Ordnung, wenn es dann „langweilig“ ist dein Ziel, dass du erreicht (ich fast) hast. Du hast deswegen keine Blockaden oder sonst was. Du musst mit deinen Zielen nur anders damit umgehen.
Für dich ist als prozessorientierter Mensch einfach wichtig, nimm ein Ziel immer als eine Richtung. Dann setzt du dir einen Schritt für Schritt Plan auf, mit dem Fokus auf die einzelnen Schritte und dann kommst du auf jeden Fall an deinem Ziel an. Deine Erfolge, Resultate und Ergebnisse, zeigen sich dir auf deine Art. Ganz bestimmt.
Gehörst du eher zu den ergebnisorientierten Menschen, dann wird dich der Weg null Komma null interessieren. Für dich wird einzig und allein wichtig sein, das Ziel zu erreichen. Und nur das wird für dich zählen. Wenn du zu diesen Menschen gehörst, dann wirst du auf deinem Weg, die Zwischenstationen oder Schritte nicht genießen können. Auch den Weg findest du nicht gerade prickelnd. Du rastest und flippst viel mehr in Emotionen aus, wenn du deine Ziele erreichst, was natürlich bisserl doof ist, wenn der Weg bei großen Zielen, wie z.B. in eine neue berufliche Richtung zu gehen, länger dauern kann.
Dann kann es dir aber helfen, auf deinem Weg die Zwischenziele einzubauen. Step by Step. Einfach, damit du dir selber das Gefühl geben kannst, es dauert nicht ewig, bis du etwas Spürbares oder sichtbares erreichst. Dadurch motivierst du dich auch mehr.
Beide Typen konnte ich bei der Aufgabe des Visionsboards in meinen Gruppen erleben. Die prozessorientierten Teilnehmer lieben es ein solches Board zu erstellen. Sie suchen mit Hingabe Fotos aus, suchen Texte dazu oder notieren ihre eigenen Gedanken und Impulse.
Die zielorientierten Teilnehmer hatten erst mal keine Lust, sahen keinen Sinn darin oder machten schlichtweg keines. Sie haben dann zwar ein schlechtes Gewissen…oder malträtieren sich mit Gedanken wie: „Manno, wie soll mein Erfolg kommen oder ich mein Ziel erreichen, wenn ich kein Visionsboard mache!?…“ Sie würden am liebsten nur Bilder rausreißen und irgendwo hin kleben oder legen. Kann man auch machen 😊
Klar, es gibt auch hier die Mischformen. Ich habe mich auch über die Jahre (ja, ja Jahre) hinweg verändert und bin eine Mischform geworden, allerdings immer noch mit dem Schwerpunkt Prozessorientiert. Je mehr wir zu einem Pol hintendieren, der wird auch immer im Vordergrund sein.
Na? Hat es bei dir jetzt schon gerattert, welcher Typ du jetzt mehr bist?
Mir geht es darum, mal wieder einen Durchbruch in deinem Gehirn zu schaffen. Wenn du verstehst wie du tickst, dann kannst du dich auch besser annehmen und du lässt dich durch die Parolen im Außen nicht verunsichern. So wie es viele Wege nach Rom gibt, gibt es eben auch nicht den „einzig wahren Weg zu deinem Ziel“, so ist es einfach. Es gibt deinen Weg und es gibt meinen Weg. Eben unterschiedlich.
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