Eine Seele auf menschlicher Reise – die Essenz die wir sind
Manchmal stehe ich da und staune. Nein, nicht über die Menschen, die komplett im Alltag versinken, sondern über diejenigen, die sich als „spirituell“ bezeichnen. Diejenigen, die regelmäßig meditieren, Räucherstäbchen anzünden, Karten legen, Astrologen und viele, die über Dimensionen sprechen. Und doch: Sie vergessen oft das Einfachste, das Essenzielle – dass sie eine Seele/Energie sind. Eine Seele/Energie, die hier und jetzt eine menschliche Erfahrung macht.
Das ist kein Vorwurf, sondern eine Beobachtung, die mich immer wieder zum Schmunzeln bringt. Denn gerade in meinen 1:1-Begleitungen erlebe ich es: Wenn es ans Eingemachte geht, wenn Emotionen hochkochen, wenn alte Wunden sich zeigen, dann bröckelt die Fassade des „höheren Wissens“ oft schneller als ein alter Putz. Da ist plötzlich nur noch der Mensch, der sich klein, verletzt oder überfordert fühlt. Und da kommt die Frage: Warum passiert mir das?
Vergessen – Warum wir die Seele aus den Augen verlieren
Warum vergessen wir – gerade als Menschen, die sich mit Bewusstseinserweiterung beschäftigen –, dass wir viel mehr sind als das, was uns hier geschieht? Es scheint fast paradox, doch genau das Ego, das wir so gerne überwinden möchten, spielt uns hier seinen besten Streich. Es sagt: „Du bist auf einem spirituellen Weg. Du bist schon weiter als die anderen. Du darfst keine Fehler machen.“
Was passiert dann? Anstatt einfach zu sein, stülpen wir uns eine neue Maske über. Die Maske der „spirituellen Perfektion“. Doch Perfektion ist eine Illusion, genauso wie Kontrolle. Und hier ist der Kern: Eine Seele kam nicht hierher, um perfekt zu sein. Sie kam, um zu erfahren. Zu ERLEBEN. Zu FÜHLEN.
Das Schmerzhafte, das Chaotische, das Wunderschöne – all das ist Teil der menschlichen Reise.
Deine Seele, Energie vergisst nicht
Die gute Nachricht ist: Unsere Seele weiß das. Sie erinnert sich, auch wenn unser Verstand es verdrängt. Sie lacht vermutlich manchmal über unsere Verzweiflung, weil sie sieht, wie sehr wir uns abmühen, aus der menschlichen Erfahrung zu „entkommen“. Dabei liegt genau darin die Magie: in diesem Chaos aus Emotionen, Gedanken und Erlebnissen, die wir „Leben“ nennen.
Und genau hier zeigt sich für mich immer wieder eine tiefe Wahrheit: Die Seele ist nie verloren. Es ist der Mensch, der sich verloren fühlt und verliert durch lauter Kontrollieren wollen. Doch die Seele wartet geduldig, bis wir uns wieder an sie erinnern. Sie drängt nicht, sie urteilt nicht. Wenn nicht in diesem Leben, dann halt im nächsten oder übernächsten. Sie ist einfach.
Die Lektionen des Menschseins
In meinen Begleitungen sehe ich oft, wie Menschen versuchen, unangenehme Gefühle wegzudrücken. Wut, Angst, Traurigkeit – das alles soll bitte schön schnell verschwinden. Schließlich „darf man das als spiritueller Mensch doch nicht fühlen“, oder? Auf der anderen Seite baut das spirituelle Ego Gefühls-Konstrukte jeglicher Art auf, einfach um das, was jetzt ist, schönzureden. Aus dem ganzen Scheiß der gerade da ist doch noch etwas Schönes hervorzuzaubern. Doch genau das ist die Einladung der Seele. Sie sagt: „Fühl es. Spür es. Tauch da hinein.“
Denn wenn wir uns erlauben, wirklich Mensch zu sein, öffnen wir uns auch für das, was dahinter liegt: eine tiefe, unerschütterliche Verbindung zu uns selbst, zu unserem Sein.
Ich erinnere meine Metamorphosen dann oft daran: Du bist nicht hier, um alles perfekt zu machen. Du bist nicht hier, um „immer im Flow“ zu sein. Du bist hier, um alles zu erleben. Um die Tiefe des Schmerzes genauso zu spüren wie die Höhe der Freude.
Die Ironie der Esoterik und scheinbaren Spirituellen
Und hier ist der Punkt, der mich manchmal mit offenem Mund dastehen lässt: Gerade in Kreisen, die sich mit Spiritualität beschäftigen, scheint dieser Aspekt oft verloren zu gehen. Es wird von Erleuchtung gesprochen, von höheren Dimensionen und Seelenreisen – alles wunderbare Konzepte. Dann die ganzen Strategien, um schnell an den Erfolg zu kommen. Doch was ist mit dem Alltag? Was ist mit der Fähigkeit, mitten im Streit, im Schmerz oder in der Unsicherheit zu erkennen: Auch das ist Teil der Reise.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Suche nach „Spiritualität“ zu einer Flucht vor der menschlichen Erfahrung wird. Wir versuchen, das Unangenehme zu überspringen, indem wir uns einreden, wir wären schon „darüber hinaus“. Doch das funktioniert nicht. Da ist auf die Energien und das Leben verlass. Und das ist auch gut so.
Deine Erinnerung an dich: Du bist hier, um zu erfahren
Die Essenz der Seele liegt nicht darin, allwissend zu sein oder immer in Frieden zu schwingen. Ihre Essenz liegt in der Erfahrung. Sie kam nicht hierher, um zu urteilen, ob etwas „gut“ oder „schlecht“ ist. Sie kam, um alles zu erleben.
Das bedeutet nicht, dass wir uns im Leid suhlen sollen. Aber es bedeutet, dass wir aufhören dürfen, vor dem Leben davonzulaufen. Dass wir lernen dürfen, auch in den schwierigsten Momenten innezuhalten und zu sagen: „Danke, dass ich das fühlen darf. Danke, dass ich das erleben darf.“
Ja, das geht tatsächlich und ich spreche aus tiefen Erfahrungen.
Denn letztendlich ist jede Erfahrung ein Geschenk. Und wenn wir uns daran erinnern, wird das Leben selbst zum Gebet, zur Meditation, zum Ausdruck unserer Seele.
Du, das Geschenk an die Welt
Was wäre, wenn du aufhörst, dich für deine menschlichen Seiten zu verurteilen? Was wäre, wenn du stattdessen genau das als deine Stärke erkennst? Deine Fähigkeit, zu fühlen, zu lieben, zu zweifeln und wieder aufzustehen – das ist dein Geschenk an die Welt.
Ich lade dich ein, heute einmal innezuhalten und zu fragen: „Erlaube ich mir wirklich, Mensch zu sein?“ Und wenn die Antwort „nein“ lautet, dann sei nachsichtig mit dir. Deine Seele wartet geduldig, bis du bereit bist, dich wieder daran zu erinnern, wer du wirklich bist: eine unsterbliche Energie, die hier ist, um Mensch zu sein – mit allem, was dazugehört.
Und wenn du das nächste Mal einem vermeintlich spirituellen Menschen begegnest, der vergessen hat, dass auch er nur Mensch ist, dann lächle. Denn genau da, in diesem Vergessen, liegt die Schönheit unserer Reise.
So, und nun Butter bei die Fische, glaubst du wirklich, deine Spiritualität beinhaltet nur Räucherstäbchen anzuzünden, Edelsteine dir umzuhängen und an Silvester deine Tarotkarte fürs neue Jahr zu ziehen?
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