Mainstream-Spiritualität:
Die rosarote Brille des spirituellen Egoismus
In der heutigen Welt der Selbstoptimierung und des Strebens nach Glück scheint Spiritualität zu einem boomenden Geschäft geworden zu sein. Doch hinter der Fassade von Licht und Liebe lauert oft eine gefährliche Falle: die Mainstream-Spiritualität.
Mainstream-Spiritualität zeichnet sich immer durch, es geht schnell, alles ist schön und fühlt sich einfach gut an, aus.
Diese Form der Spiritualität, die stark nachgefragt und kommerziell erfolgreich ist, lullt uns in eine bequeme Illusion ein. Sie verspricht uns Glück, Harmonie und Erfüllung, ohne die unangenehmen Seiten des Lebens anfassen zu müssen.
Die Schattenseite der Mainstream-Spiritualität
Auf den ersten Blick mag Mainstream-Spiritualität verlockend erscheinen. Sie bietet uns einfache Lösungen für komplexe Probleme und verspricht uns, dass wir mit ein paar Affirmationen, Stimmgabeln und positiven Gedanken unser „bestes Leben“ erschaffen können. Ah halt, Reichtum hätte ich beinahe noch vergessen.
Doch diese Scheinwelt birgt ein großes Risiko: Sie hindert uns daran, uns mit den tieferen Schichten unserer Existenz auseinanderzusetzen.
Erst neulich hatte ich eine Frau im Gespräch, sie glaubte tatsächlich, sie habe ihre Affirmationen ca. 15 Jahre falsch gesprochen, weil sie bis jetzt nicht reich ist.
Tja, was soll ich dazu sagen? Bis heute ist es immer noch bei den meisten nicht bekannt, dass ihre Gefühle das Leben lenken.
Die drei Hauptfallen
- Vermeidung von Schatten: Mainstream- und wir haben uns alle lieb-Spiritualität lehrt uns, negative Gedanken und Emotionen nicht zuzulassen, die werden (angeblich) durch Stimmgabeln aufgelöst und in Wirklichkeit nur unterdrückt oder woanders im System hingeschoben, anstatt sie als wichtige Wegweiser zu betrachten.
- Egoismus im spirituellen Gewand: Der Fokus auf Selbstermächtigung und Manifestation kann leicht zu einem spirituellen Egoismus führen, der die Verbundenheit mit anderen und die Verantwortung für die Welt vernachlässigt. Da wird sich der (sinnlose) Konsum sogar schöngeredet.
- Oberflächliche Glücksverfolgung: mich konnte noch kein Guru locken, der mir seine Prada-Bettwäsche in die Kamera hält oder sich auf einem Boot in der Sonne räkelt. Immer ist alles schön .. immer im Glück … immer alles so rich. Ich habe nichts gegen Reichtum, Gott bewahre, doch für mich erfolgt er ganz einfach aus der eigenen Energie heraus und dann ist er auch beständig, ohne Kampf und Anstrengung.
Du wirst immer geführt – entsprechend deinem Bewusstsein
Wofür du anfällig bist, dorthin wirst du geführt und das lockt dich. Zu den bekannten spirituellen Lehrern wirst du geführt, wenn dich äußerer Reichtum lockt oder dass eben alles immer nur Licht und Liebe ist. Wo wenig Geld unbedingt weggedrängt werden muss, keine Berechtigung hat und dass es dir auch mal nicht so high Five geht, ein nicht zulässiger Zustand sein darf. Wo kommen wir denn da auch hin, heulend Golf zu spielen – das ruiniert doch den ganzen Imageauftritt.
Tja und dann gibt es die anderen Lehrer, da wo du weniger Teilnehmer vorfindest. Es sind die, die dich etwas erkennen lassen. Sie leiten dich an, können dir allerdings keine DuziDuzi-Behandlung geben. Darum geht es nicht und bringt auch nicht. Oder hat die neueste Helene Fischer CD dir schon den Traummann gebracht? Nein, die wirklich guten spirituellen Lehrer scheuen sich nicht davor in deine Illusionen zu piksen, damit du klarer siehst und aus deinem Schubladendenken aussteigst.
Der Weg zur wahren Erkenntnis
Die wahre spirituelle Reise geht weit über positive Affirmationen und Mainstream-Spiritualität hinaus. Sie führt uns in die Tiefen unserer selbst, wo wir uns unseren Ängsten, Schatten und Unzulänglichkeiten stellen müssen.
Nein, ich werde nie müde, das zu wiederholen und immer wieder bewusst zu machen.
- Akzeptanz des ganzen Spektrums: Wahre Spiritualität bedeutet, die gesamte Bandbreite menschlicher Erfahrung anzunehmen, sowohl das Licht als auch die Dunkelheit, Freude und Leid, Liebe und Hass. Da gibt es keine Rosinen rauspicken. Alles andere ist für mich ein bisserl esoterisch sein.
- Hingabe statt Kontrolle: Es geht nicht darum, die Welt nach unseren Wünschen zu formen, sondern uns dem Fluss des Lebens hinzugeben und unsere Rolle in einem größeren Ganzen zu erkennen.
- Mitgefühl und Verbundenheit: Spirituelles Wachstum bedeutet, über das eigene Ego hinauszuwachsen.
Auf der Suche nach spiritueller Führung
- Authentizität statt Selbstdarstellung: Wahre spirituelle Lehrer zeichnen sich durch Authentizität aus. Da darf alles da sein, solange es da ist und es das Ganze braucht.
- Radikalität statt Bequemlichkeit: Wahre Spiritualität kann unangenehm sein. Sie fordert uns heraus, unsere Komfortzone zu verlassen und uns mit den unbequemen Wahrheiten des Lebens auseinanderzusetzen.
- Weisheit statt Versprechen: Wahre spirituelle Lehrer versprechen keine einfachen Lösungen oder sofortige Erleuchtung. Sie bieten stattdessen einen Wegweiser auf einer (langen) Reise der Selbsterkenntnis.
- Sie versprechen keine Wunder. Sie wissen, dass es keinen schnellen Weg zur Erleuchtung gibt.
- Sie fordern uns heraus. Sie stellen unsere Annahmen und Überzeugungen in Frage.
- Sie sprechen nicht nur von Liebe und Licht. Sie scheuen sich nicht, auch unangenehme Themen anzusprechen.
- Sie leben das, was sie lehren. Ihre Worte und Taten stimmen überein.
Der Weg der wahren Spiritualität ist nicht immer einfach. Er erfordert Mut, Ehrlichkeit und die Bereitschaft, sich selbst zu hinterfragen. Doch er ist es wert. Denn er führt uns zu einem Leben, das frei von Leid und voller tiefer Zufriedenheit ist.
Lass dich also nicht von der rosaroten Brille der Mainstream-Spiritualität blenden. Suche nach Lehrern, die dich herausfordern und dich auf dem Weg der wahren Erkenntnis begleiten.
Denk daran: Wahre Spiritualität rettet dich nicht. Aber sie kann dir zeigen, wie du dich selbst retten kannst.
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