Wenn das Leben tiefer geht, als das Auge sieht

Ich gestehe, für mich sind Menschen, die jede Situation nur aus einem einzigen Blickwinkel betrachten, eine riesengroße Herausforderung. Es ist, als hätten sie Scheuklappen auf: Ihr Denken ist wie ein langer, schmaler Tunnel, und was sich links oder rechts davon abspielt, bleibt unsichtbar. Da ist ganz viel Enge und Unlebendigkeit. Leider gibt es da nichts über den Tellerrand hinaus.

Einerseits will ich diese Menschen ganz fest in meine Arme nehmen und sagen: Komm, trau dich und andererseits könnte ich sie schütteln, bis sie wach werden, weil sie sich selbst daran hindern, die Welt in ihrer ganzen Vielfalt wahrzunehmen.

Was passiert, wenn sie ihren Geist für die Welt jenseits dieses Tunnels öffnen? Was, wenn sie beginnen, das mehrdimensionale Leben in seiner Tiefe und Vielfalt zu erfassen? Hier steckt eine Freiheit, die uns das eindimensionale Denken verwehrt – und die vielleicht sogar über den Unterschied zwischen Angst und Gelassenheit entscheiden kann.

Was genau ist eindimensionales Denken?

Eindimensionales Denken könnte man als eine Kunst der „Denk-Fixierung“ bezeichnen. Es beschränkt sich auf das Offensichtliche, auf das, was man direkt vor sich sieht. Ein Mensch, der eindimensional denkt, ist fest in einer einzigen Perspektive verankert und selten bereit, diese Perspektive in Frage zu stellen. Entscheidungen und Meinungen entstehen so oft nicht aus einem tiefen Verständnis heraus, sondern aus einer engen Vorstellung darüber, wie „die Dinge eben sind“. Ein solches Denken hat wenig Platz für Flexibilität und Offenheit – und genau das macht es problematisch.

Sie tunneln sich sozusagen in eine bestimmte Denkweise und schließen andere Möglichkeiten aus. Es ist wie das berühmte Sprichwort, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen.

Das Leben ist selten so einfach, wie wir es gern hätten. Wer nur einen kleinen Ausschnitt des Lebens wahrnimmt, trifft nicht nur oft Fehlentscheidungen, sondern sorgt auch für inneren Stress, Unsicherheit und ständige Zweifel. Vielleicht hast du in deinem Umfeld auch schon Menschen beobachtet, die genau das tun: Sie haben starre Ansichten, leiden an Sorgen und Zukunftsängsten und kommen kaum aus ihrem eigenen Gedankenkreis heraus.

Eindimensionales Denken schränkt das Leben ein und verstärkt gerade die Dinge, die jeder vermeiden will – Unsicherheit, Stress und die Illusion von Kontrolle.

Das Bild vom Eisberg kennst du sicher

Stell dir den Eisberg vor oder schau das Bild oben nochmals genau an. Das, was du an der Oberfläche siehst, ist meist nur ein Bruchteil seiner wahren Größe – vielleicht 10 Prozent. 90 Prozent liegen verborgen unter Wasser und sind für das bloße Auge unsichtbar. Du kannst nur das Oberflächliche wahrnehmen und übersiehst den massiven Teil des Eisbergs, der unter Wasser verborgen liegt.

Übertragen auf das Leben heißt das: Wenn du nur das Offensichtliche siehst, übersiehst du die Tiefen, die Möglichkeiten und das Potenzial, das im Verborgenen liegt.

Das Gleiche gilt für Situationen, Menschen und Probleme. Wenn wir jemanden kennenlernen, sehen wir vielleicht nur das, was uns sofort auffällt – sein Verhalten, sein Aussehen, seine Worte. Ein weiteres Phänomen ist, wir sehen immer nur den Erfolg eines Menschen, doch welche Ängste, Verluste, Tränen, schlaflose Nächte usw. sehen wir im Glanz des Ganzen nicht.

Wie oft nehmen wir uns die Zeit, nach dem „verborgenen Teil des Eisbergs“ zu schauen? Ein eindimensional denkender Mensch bleibt jedoch an der Oberfläche und interpretiert das, was er sieht, als die ganze Wahrheit.

Ein solches Denken ist, als ob man auf einem einzigen Fuß durchs Leben hüpfen würde. Es ist instabil, anstrengend und auf Dauer schlichtweg nicht effizient. Aber was passiert, wenn wir uns erlauben, den Rest des Eisbergs wahrzunehmen? Wenn wir erkennen, dass das Offensichtliche nur ein Teil des Ganzen ist?

Die Angst vor der Komplexität

Eindimensional denkende Menschen sind oft auch besonders besorgt über die Zukunft. Sie neigen dazu, sich Probleme auszumalen und an festen Ideen festzuhalten, weil sie glauben, dadurch Sicherheit zu gewinnen. Doch in Wirklichkeit schaffen sie genau das Gegenteil: Ihre starre Denkweise verhindert, dass sie alternative Lösungen oder neue Möglichkeiten sehen, was zu innerem Stress und Ängsten führt.
Da kommt alles fest in eine Box, damit nur ja nix Unvorhergesehenes passiert.

Eindimensional denkende Menschen sind oft auch besonders besorgt über die Zukunft. Sie neigen dazu, sich Probleme auszumalen und an festen Ideen festzuhalten, weil sie glauben, dadurch Sicherheit zu gewinnen. Doch in Wirklichkeit schaffen sie genau das Gegenteil: Ihre starre Denkweise verhindert, dass sie alternative Lösungen oder neue Möglichkeiten sehen, was zu innerem Stress und Ängsten führt.

Die Kunst, mehrdimensional zu denken

Was wäre, wenn du dich heute entscheidest, den Tunnelblick abzulegen? Mehrdimensional zu denken bedeutet, einen Schritt zurückzutreten und das Gesamtbild zu betrachten. Es heißt, offenzubleiben und flexibel auf verschiedene Perspektiven einzugehen. Hier sind einige Schritte, die dir helfen können, mehrdimensionales Denken zu kultivieren:

1. Übe Neugier statt Urteile

Erlaube dir, Fragen zu stellen, statt sofort Antworten oder feste Meinungen zu haben. Wenn du jemanden triffst, frage dich: „Was könnte dieser Mensch noch mitbringen, was ich noch nicht sehe?“ – genau wie bei einem Eisberg.

2. Denken an Möglichkeiten statt an Einschränkungen

Statt in „entweder-oder“-Mustern zu denken, frage dich: „Welche anderen Möglichkeiten gibt es noch?“ Situationen und Probleme haben oft viele Seiten. Das zu erkennen, kann dir helfen, aus dem Gefängnis eindimensionaler Sorgen auszubrechen.

3. Erkenne die Unvollkommenheit deiner eigenen Wahrnehmung

Die meisten Menschen denken, sie sehen „die Dinge, wie sie sind“. Doch was du wahrnimmst, ist immer nur ein Teil des Lebens. Das heißt, es ist vollkommen normal, dass du etwas übersiehst. Indem du dir das bewusst machst, öffnest du dich für neue Informationen und Erkenntnisse.

4. Verstehe, dass alles miteinander verbunden ist

Im Leben gibt es keine isolierten Ereignisse. Alles steht in einem Zusammenhang. Wenn du dich daran erinnerst, kannst du aufhören, Situationen isoliert und starr zu betrachten. So wirst du flexibler, weil du erkennst, dass sogar Probleme oft von anderen Faktoren beeinflusst werden, die nicht sofort offensichtlich sind.

5. Werde ein Meister des Perspektivenwechsels

Der Perspektivenwechsel ist das Gegenmittel gegen starres Denken. Stell dir vor, du siehst auf ein Bild: Je nach Blickwinkel sieht es anders aus, und manchmal entdeckst du Dinge, die vorher unsichtbar waren. Übe dich darin, in verschiedenen Perspektiven zu denken – es wird dir helfen, auch in stressigen Momenten ruhig und gelassen zu bleiben.

Es gibt sogar was zu gewinnen

Indem du anfängst, mehrdimensional zu denken, wirst du freier. Du wirst bemerken, wie sich die starren Grenzen in deinem Geist auflösen und Raum für Kreativität und Offenheit entsteht. Die Welt wird sich für dich größer und lebendiger anfühlen. Wo du früher nur ein einziges Problem gesehen hast, wirst du nun Möglichkeiten und Lösungen entdecken. Mehrdimensionales Denken schenkt dir nicht nur innere Ruhe, sondern eröffnet dir auch ungeahnte Wege, dich weiterzuentwickeln und zu wachsen.

So wie der Eisberg unter Wasser riesig und weitreichend ist, so ist auch dein Leben voller Tiefe und ungeahnter Ressourcen.

Springe über deinen Tellerrand hinaus und begib dich auf eine Reise in die Weite und Fülle deiner Möglichkeiten.

 

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Claudia Schwab
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